Definition
Die Feldenkrais Methode definiert sich als pädagogische Arbeit zur umfassenden Verbesserung mentaler und physischer Funktionen.
Anwendung
Die Feldenkrais Methode wird meist angewendet, wenn eine bestimmte Handlung oder Funktion nicht mehr auf befriedigende Weise ausführbar ist.
Häufig trifft dies zu bei chronischen Schmerzen, Traumata und Bewegungseinschränkungen unterschiedlichen Ursprungs; nach Operationen, Unfällen oder Krankheiten; bei Behinderungen oder neurologischen Störungen.
Oft entsteht danach das Bedürfnis die Feldenkrais Methode aufgrund ihrer allgemein förderlichen und Gesundheit unterstützenden Wirkung weiter anzuwenden.
Wirkungsweise
Bewegung ist das Mittel der Feldenkrais Methode um direkt via Nervensystem persönliche Muster aufzuzeigen und besser zu organisieren, wenn nötig.
Angesprochen wird die spontane menschliche Entwicklungsfähigkeit ohne Konzept oder bewusste Absicht zu lernen, d.h. mittels Bewegungsforschung beginnen zu rollen, sitzen, krabbeln, aufstehen, gehen, sprechen sowie sich höhere Fertigkeiten anzueignen.
Dazu wird die sehr feine Wahrnehmungs- und Empfindungsfähigkeit des Menschen stimuliert und wieder neu genutzt; über verbal angeleitete und selbständig ausgeführte Bewegung oder über passives Bewegen-lassen.
Im Fokus steht wiederholtes Erleben von sich leicht und geschmeidig anfühlender Bewegung.
Die erwünschte Verbesserung erfolgt spontan und kann nicht durch bewussten Willen geübt oder abgerufen werden. Ständiger Einsatz übermässiger Muskelkraft und Orientieren an eigenen Defiziten wird keinen Erfolg bringen.
Hingegen wird offenes, spielerisches Forschen auf der Spur leichter Bewegung ohne Anstrengung überraschende Fortschritte ermöglichen.
Besonderes
Mit der Feldenkrais Methode wird immer eine förderliche Weiterentwicklung angestrebt, keine Wiederherstellung eines früheren Zustandes, welcher manchmal gar für aktuelle Schwierigkeiten zuständig ist.
Bis zur umfassenden und andauernden Verbesserung der gewünschten Funktion muss sich in der Regel auch anderes verbessern, was entsprechend Zeit braucht.
Hintergrund und Wissenschaft
Dr. Moshé Feldenkrais (1904 – 1984) studierte in Paris Elektrotechnik, Mechanik und Physik und arbeitete danach als Kernphysiker und Ingenieur.
Eine Knieverletzung brachte den begeisterten Sportler und Judoka dazu sein Bewegungsverhalten zu erforschen.
Er wandte physikalische Gesetze auf menschliche Bewegung an, setzte sich mit der Lernfähigkeit des Menschen auseinander und nutzte damalige Erkenntnisse aus Evolutions-, Verhaltens- und Wahrnehmungs-Forschung, Medizin, Psychologie, Anthropologie, Systemtheorie und Pädagogik.
Dr. Moshé Feldenkrais ergründete auf wissenschaftlicher Basis, wie eine Funktionsverbesserung nicht nur seines Knies, sondern einer Handlung im Allgemeinen möglich wird.
Seine Schlussfolgerungen über die Möglichkeiten menschlichen Seins und insbesondere über die Funktion der Nervensysteme, die er bereits ab 1944 zog, werden durch neuere wissen schaftliche Erkenntnisse bestätigt.
So ist die wichtigste Basis der Feldenkrais Methode – die Lernfähigkeit in jedem Lebensalter – mit der inzwischen entdeckten Neuroplastizität des Gehirns heute allgemein anerkannt.
Verschiedene Studien und die alltägliche Praxis belegen die Wirksamkeit der Feldenkrais Methode.
Brigitte Heusser & Janine Holenstein, 03/2015